Haarkrankheiten: Diagnose und Therapie von Haarausfall, Juckender Kopfhaut, Spliss und Hypertrichose

Glänzendes, fülliges Haar wirkt gesund und attraktiv – aber was tun, wenn Haare brüchig sind, vermehrt ausfallen oder sich die Haarspitzen spalten? Diese Probleme treten häufig auf und die Ursachen sind vielfältig. Deshalb ist es wichtig, den Dingen auf den Grund - oder eben an die Haarwurzel - zu gehen. Nur eine fachkundige Diagnose ermöglicht eine erfolgreiche Behandlung! Wir beraten Sie gerne bei allen Themen rund ums Haar.

Der Haaraufbau

Unser Haar besteht aus der Hornsubstanz Keratin (vom griechischen „kéras“ = Horn) die sich aus wasserunlöslichen Faserproteinen zusammensetzt. Jedes einzelne Haar weist drei Schichten auf:

1. Die äußere, transparente Schuppenschicht „Cuticula“. Die Haarschuppen sind übereinander angeordnet – ähnlich wie bei einem Tannenzapfen. Bei gesundem Haar liegen die Schuppen glatt an, reflektieren das Licht und lassen das Haar glänzen. Alkalische Substanzen rauen die Schuppenschicht auf, saure Stoffe verschließen sie.

2. Cortex (lateinisch: Rinde), die zweite Schicht, besteht aus feinsten Keratinfasern, die sich zu einem Faserstamm bündeln. Die Verkettung der Cortex-Zellen bestimmt über die Elastizität des Haares und hier befinden sich auch die Farbpigmente. Eine dauerhafte Haarfärbung oder Blondierung wirkt direkt hier.

3. Der Faserstamm umschließt die innere Schichte des Haares, Medulla genannt, oder das Haar Mark. Sie setzt sich zusammen aus Abbauprodukten der Cortex- Zellen, Fetten und Zellwandungen. Die Medulla kann durchaus Hohlräume aufweisen und hat nicht zwingend eine gleichmäßige Struktur. Bei feinen Körperhaaren kann diese Schicht auch ganz fehlen.
Was passiert beim Haare färben?
Bei einer auswaschbaren Haartönung lagert sich die Farbe außen am Haar an. Eine Blondierung oder dauerhafte Haarfärbung funktioniert dagegen nur, wenn die Schuppenschicht mit Alkalisierungsmitteln aufgeraut wird, um direkt den pigmentierten Bereich des Haares zu beeinflussen.

Was ist Haarbruch?

Wenn einzelne Haare an geschwächten Stellen willkürlich abbrechen, wird Haar als brüchig bezeichnet. Strukturschäden im Haar sind häufig als kleine weiße Punkte erkennbar. Häufig tritt Haarbruch vor allem beim Deckhaar auf und wenn viele Haarschäfte betroffen sind, wirkt das Haar stumpf und glanzlos.

Ursachen für brüchiges Haar

Haare werden durch viele Faktoren gestresst und verlieren ihre solide Struktur. Schaden können zum Beispiel:
  • Häufiges Färben oder Blondieren: Vor allem die Blondierung greift durch den Pigmententzug die Haarstruktur an.
  • Grobes Durchkämmen nasser Haare: In diesem Zustand sind sie besonders empfindlich und brechen leicht ab.
  • Hohe Temperaturen beim Föhnen, Locken, Glätten. Vorsicht: Hitze schädigt die Schuppenstruktur – bereits bei 210° Celsius verbrennt Keratin!

Haarbruch stoppen mit der richtigen Pflege

Rückgängig machen lässt sich Haarbruch nicht – aber wir können versuchen, ihn aufzuhalten. Hier hilft gute Pflege und vorsichtige Behandlung - vor allem, wenn die Haare nass sind. Verwenden Sie nach dem Haare waschen eine Spülung oder Kur und drücken Sie sie nur vorsichtig aus, statt zu frottieren. Lieber an der Luft trocknen lassen, als mit viel heißer Luft föhnen: Das sind ideale Erholungspausen für ihr Haar. Sind jedoch zu viele Haare abgebrochen, hilft nur Abschneiden und künftig sanfterer Umgang mit dem Haar: Dann wächst es füllig nach und bricht nicht so leicht.

Haarausfall: Diagnose und Ursachen

Das Haarwachstum unterliegt einem dreiphasigen Zyklus: der anagenen Wachstumsphase, der katagenen Ruhephase und der telogenen Ausfallphase. Normal ist, dass wir stets Haare in verschiedenen Phasen und Längen auf dem Kopf tragen. Auch das Ausfallen von bis zu 100 Haaren pro Tag ist nicht ungewöhnlich – oft sieht gerade bei langen Haaren dramatisch aus, was nach dem Kämmen ausgeht. Wer sich die Mühe macht, die Haare zu zählen, staunt oft, wie wenige es wirklich sind.
So finden Sie heraus, ob Ihr Haarausfall behandelt werden sollte:
Führen Sie einen Haarkalender und zählen Sie zwei Wochen lang jeden Tag die ausgegangenen Haare, um einen Durchschnitt zu ermitteln. Übrigens:
Bei jeder Haarwäsche gehen meist mehr Haare verloren als beim bloßen Kämmen.
Bei echtem Haarausfall (lat. Apolecia) sind lichtere Stellen auf der Kopfhaut erkennbar und der überdurchschnittliche Haarverlust hält über einen längeren Zeitraum an. Die Apolecia ohne entsprechendes Nachwachsen der Haare kann kosmetische Ursachen haben, aber auch auf innere Erkrankungen hindeuten. Fachkundiger dermatologischer Rat hilft dabei, das Problem an der Wurzel zu packen.

Häufige Ursachen für Haarausfall sind:

  • Hormonelle Veränderungen, z. B. in der Schwangerschaft oder rund um die Einnahme hormoneller Kontrazeptiva
  • Medikamenteneinnahme, z. B. in der Krebstherapie
  • Schilddrüsenfehlfunktion
  • Vitamin- oder Mineralstoffmangel
  • Belastung des Organismus mit Schwermetallen oder Zellgiften
  • Stress aufgrund psychisch belastender Situationen
  • Falsche Pflege, hohe mechanische Belastung oder Hitzeeinwirkung
Kräftiges Haar wächst nur aus einer gesunden Kopfhaut – auch auf diese richten Dermatologen ihr Augenmerk. Viele Pflegemittel lassen die Haare glatt aussehen und glänzen, enthalten aber schädliche Stoffe und belasten so die Kopfhaut. Parabene können allergen wirken und stehen in Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen, während Silikone die Kopfhaut regelrecht versiegeln und sie daran hindern ihre Aufgabe als Ausscheidungsorgan zu erfüllen.

Häufige Varianten des Haarausfalls

Diffuser Haarausfall (Alopecia diffusa)

Der Haarverlust findet verteilt über den ganzen Kopf statt und sorgt für lichte Stellen. Ein gewisser Haarausfall zeigt sich analog zum physiologischen Wachstumszyklus der Haare. Ist die Ausfallphase jedoch unnatürlich lang, bei gleichzeitig verkürzter Wachstums- und Ruhephase gehen mehr Haare aus, als nachwachsen. Meist ist diffuser Haarausfall vorübergehend. Mögliche Ursachen sind beispielsweise Medikamenteneinnahme, ein akutes bzw. in der Vergangenheit stattgefundenes Infektionsgeschehen oder Eisenmangel.

Erblich bedingter Haarausfall (Alopecia androgenetica)

Je nach genetischer Disposition zeigen sich die bekannten „Geheimratsecken“ oder eine Hinterkopf- oder Stirnglatze. Frauen leiden eher unter gleichmäßig lichterem Haar. Die abnehmende Aktivität der Haarwurzeln und ein verkürzter Wachstumszyklus führen zu Haarausfall und spärlicherem Nachwachsen. Der erblich bedingte Haarverlust tritt am häufigsten auf: Die Hälfte der Männer und ein Viertel aller Frauen sind davon betroffen.

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)

Der sogenannte „kreisrunde Haarausfall“ zeigt sich in runden, oft münzgroßen kahlen Stellen auf der Kopfhaut. Manchmal werden Haare einfach nur lichter und in Extremfällen bildet sich eine vollständige Glatze oder die gesamte Kopf- und Körperbehaarung fällt aus (Alopecia areata totalis). Es gibt auch in diesen Fällen wirksame Therapien, die Betroffenen helfen können. Die Ursache für kreisrunden Haarausfall ist nicht eindeutig geklärt: Vermutlich richten sich aufgrund einer Störung des Immunsystems Abwehrzellen gegen Haarwurzelzellen. Manche Betroffene leiden unter weiteren Autoimmunerkrankungen, wie beispielsweise Neurodermitis. Möglicherweise spielt die genetische Veranlagung eine Rolle, da Alopecia areata in manchen Familien gehäuft auftritt. Ein Zusammenhang kann bisweilen auch mit psychisch belastenden Situationen hergestellt werden. Oft wachsen die Haare innerhalb eines Jahres wieder nach. In jedem Fall sollte aber dermatologisch abgeklärt werden, ob ein Pilzbefall der Kopfhaut den Haarausfall verursacht.

Haarausfall bei Vernarbung der Kopfhaut

Diese Form des Haarausfalls tritt eher selten auf und meist in Folge von Infektions- oder Autoimmunerkrankungen, wie z. B. Lupus Erythematodes, Schuppenflechte oder Pilzbefall. Auch Verletzungen, Verätzungen oder Verbrennungen können Haarwurzeln endgültig zerstören. Die vernarbende Alopecia zeigt sich in kahlen Stellen auf der Kopfhaut und einer Narbenbildung an den betroffenen Stellen. Aufschluss über die Ursache kann eine Kopfhautbiopsie geben, die in der Regel unter lokaler Betäubung durchgeführt wird. Ergänzende Erkenntnisse für eine genaue Diagnose bietet die Auflichtmikroskopie einer Trichoscale-Untersuchung.

Juckende Kopfhaut und Kopfhautekzem

Juckende Ekzeme auf der Kopfhaut oder starke Schuppenbildung sind unangenehm und Kratzen kann das Problem noch verschlimmern. Vielleicht reagieren Sie allergisch auf bestimmte Stoffe, wie sie in manchen Shampoos enthalten sind? Hormonelle Veränderungen oder ein Befall mit Kopfläusen oder Milben sind ebenfalls mögliche Auslöser. Dazu kommen klimatische Faktoren: Die Kopfhaut leidet z.B. unter trockener Heizungsluft im Winter. Neben einer gestörten Talgdrüsenfunktion prüfen wir auch einen eventuellen Befall mit Bakterien oder Pilzen. Eine mikrobiologische bzw. mykologische Laboruntersuchung gibt Aufschluss darüber und ermöglicht eine wirksame Therapie.

Spliss – Wenn Haarspitzen sich spalten

Was ist Spliss?

Spliss zeigt sich in den Haarspitzen: Sie sind ein-oder mehrfach gespalten, wirken dünn und strohig. Die Spitze ist das älteste Teil des Haares: Wie viele Styling-Prozeduren haben sie schon mitgemacht? Kein Wunder dass sich Föhnsessions mit zu hoher Temperatur und Colorationen hier am deutlichsten zeigen. Wichtig: Die richtige Pflege für die Haarspitzen, denn sonst nimmt Spliss weiter zu. Verschiedene Öle, z. B. Argan und Algen, aber auch Aloe Vera eignen sich gut für die Pflege der Spitzen. Bitte kämmen Sie die Haare vorsichtig und föhnen, glätten oder locken Sie nicht zu häufig und lieber mit mäßigen Temperaturen.
Glätteisen schließen zwar kurzzeitig die Schuppenschicht der Haut, Hitze trocknet sie aber stark aus und verschlimmert den Spliss und seine Entstehung.

Im Sommer leiden die Haare besonders: UVA- und UVB-Strahlung und hohe Temperaturen schädigen Proteine und Lipide der Schuppenschicht. Diese liegt nicht mehr glatt an und das Einwirken der Strahlung auf die Faserschicht kann die Farbpigmente dort zerstören: Deshalb bleichen Haare im Sommer oft aus. Der Effekt wird unter Einwirkung von Salz- und Chlorwasser noch verstärkt.

Schützen Sie Ihre Haare im Sommer, indem Sie:
  • Nach Kontakt mit Salz- oder Chlorwasser die Haare gründlich auswaschen
  • Alkoholfreie Pflegeprodukte und Haarpflege mit UV-Schutz verwenden
  • Eine Kopfbedeckung tragen
Nicht nur unsere Haut, auch die Haare brauchen einen Sonnenschutz!

Übermäßige Behaarung – Hypertrichose behandeln

Wachsen Haare an üblicherweise unbehaarten Körperregionen sprechen wir von Hypertrichose. Manchmal sind lokal begrenzte Körperstellen betroffen. Selten ist der gesamte Körper behaart, mit Ausnahme der Fußsohlen und Handflächen.

Ursachen für Hypertrichose

Übermäßige Körperbehaarung kann angeboren sein, aber auch spontan auftreten. Eine angeborene Form ist die Behaarung über dem Kreuzbein, die z. B. bei nicht vollständig geschlossenem Neuralrohr in der Embryonalentwicklung auftritt. Selten ist die Hypertrichose Begleiterscheinung von Krebserkrankungen, vor allem bei Tumoren der inneren Organe. Vereinzelt gelten Medikamente als mögliche Verursacher, beispielsweise das Blutdruckmedikament Minoxdil. Manche seltenen Erkrankungen und Syndrome können mit Hypertrichose einhergehen. Hormonell bedingte Behaarung wird allerdings nicht der Hypertrichose zugerechnet. Diese Form tritt meist bei Frauen aufgrund einer Überproduktion männlicher Geschlechtshormone auf und kann medikamentös behandelt werden. Ist die Ursache nicht hormonell bedingt, schafft einzig die Entfernung der Haare Abhilfe. Langanhaltend ist die Entfernung mit Laser: Pigmentierte Haare, vor allem mit dunklen Farbpigmenten, lassen sich sehr gut behandeln. Die Haarwurzel wird zerstört und Haare wachsen nur selten wieder nach. Wir beraten Sie gerne über die Möglichkeit der dauerhaften Haarentfernung.

Unsere Diagnose Ihrer Haarerkrankung

Haarerkrankungen haben zahlreiche Erscheinungsformen und ebenso viele Ursachen. Häufige stehen folgende Faktoren in Zusammenhang mit Haarproblemen:
  • Stress, z. B. in psychisch belastenden Situationen wie Prüfungen, persönlichen und familiären Problemen oder Trauerfällen,
  • Ernährung,
  • Allergien,
  • Mangel an Vitaminen oder Mineralstoffen (z. B. Eisen),
  • Störungen im Hormonhaushalt.
Die Anamnese bezieht daher verschiedene fachärztliche Bereiche ein, neben der Dermatologie auch die Gynäkologie, die Endokrinologie, Histopathologie zur Beurteilung von Gewebeproben und die Psychosomatik für den Zusammenhang von seelischen mit physischen Beschwerden.

Wir nutzen vielfältige Untersuchungsmethoden, um den Grund Ihrer Haarerkrankung zu ermitteln:
  • Blutentnahme (Laboruntersuchung)
  • Visuelle Begutachtung
  • Diagnostisches Gespräch (Ermittlung genetischer Vorbelastung / Haarpflege / Ernährung / Medikamenteneinnahme)
  • Trichogramm (Haarwurzeluntersuchung), bzw. computergestützte Bestimmung von Haarwurzelstatus und Haardichte (Trichoscale)
  • Feingewebliche Untersuchung einer Kopfhautprobe

Trichogramm

Aufschluss über die Ursache von Haarausfall liefert ein klassisches Trichogramm. Bei dieser Untersuchung der Haarwurzel werden Haarbüschelchen aus verschiedenen Bereichen der Kopfhaut entnommen und mikroskopisch untersucht. Diese Methode ist mit Einschränkungen verbunden: Mehrere Tage vor dem Termin dürfen die Haare weder gewaschen, noch gebürstet werden. Leider ist die Entnahme auch nicht gerade schmerzfrei. Heute verlässt man sich daher auf die moderne Methode des Trichoscale.

Trichoscale (computergestütztes Foto-Trichogramm)

Die computergestützte Untersuchung mit der FotoFinder-Technologie liefert vergrößerte Aufnahmen der Struktur von Haaren und Kopfhaut und ermöglicht so Erkenntnisse über
  • Wachstumsgeschwindigkeit
  • Haardichte pro cm² Kopfhaut
  • Dicke des Einzelhaares
  • Flaumhaardichte pro cm²
  • Prozentuale Verteilung zwischen Wachstums- und Ausfallphase
Positiv: Die Untersuchung erfolgt ohne schmerzhaftes Haarausreißen, die Haare werden nur an einer unauffälligen Stelle gekürzt.

Anhand der ermittelten Werte erstellt die Software ein digitales Trichogramm und erleichtert die Diagnosestellung durch die direkte Gegenüberstellung der Werte erkrankter und gesunder Kopfhaut. Weiterer Vorteil: Der Therapieverlauf ist so präzise kontrollierbar.
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